Frage      Petrus- Jesus Nachfolger
Als eine der größten Fälschungen der Kirchengeschichte gilt die Überlieferung, Jesus persönlich habe Petrus zum ersten Papst in Rom eingesetzt und ihn mit dem Recht zur uneingeschränkten Herrschaft über die Christenheit ausgestattet.

Die katholische Kirche wähnt in einer einzigen Bibelstelle die Grundlage ihres päpstlichen Amtes und sieht sich darin als rechtmäßige Nachfolgerin des Apostels Petrus (Mt 16,18-19): "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde (Die katholische Bibel schreibt hier "Kirche") bauen." Aus diesen etwas verworrenen Zeilen leitet die römische Kirche ihre Berechtigung ab, im Namen Jesu die Christenheit zu führen.

Warum sollte Jesus seinem Nachfolger - der eigentlich Simon hiess und den Jesus Petrus nannte - einen griechischen Namen geben? Er und wohl auch seine Jünger waren Juden und sprachen Aramäisch.

Der Verdacht liegt nahe, dass man die Bibel angestrengt nach einem Jesuswort durchforstet (oder später hinzugefügt) hatte, das die priesterliche Obrigkeit nicht verspottet, sondern legitimiert. Das, was sie schließlich gefunden hatte, erhob die Kirche umgehend zum Fundament ihres Papsttums.

Diesen Vers aus dem Matthäusevangelium gab Jesus übrigens seinem Jünger Petrus in einem nicht ganz verständlichen Gespräch zur Antwort auf die Frage "Was sagen die Menschen über mich?"

Es ging bei dieser Unterhaltung also nicht um die Frage der Nachfolge. Bezeichnenderweise beginnt vier Verse weiter ein Kapitel mit der Überschrift (Mt 16,24) "Von der Nachfolge", das ausdrücklich keinen Nachfolger namentlich nennt, sondern verspricht, dass Jesus persönlich wiederkommen werde (Mt 16,27): "Denn es wird geschehen, dass der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln."

Jesus hatte nie die Absicht, eine organisierte Religionsgemeinschaft zu gründen. Er wollte zurückkehren und neben seinem Vater sitzend sein Volk befreien.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch die außerbiblische Geschichtsschreibung nichts von einem Petrus, seiner Reise nach Rom und einer weltbewegenden Kirchengründung weiß.

Die älteste Bischofsliste, die uns vorliegt, stammt von Irenäus (130-200), dem Bischof von Lyon und wurde um das Jahr 180 geschrieben. Vollständig erhalten ist sie aber nur in einer lateinischen Abschrift aus dem 4. oder 5. Jahrhundert. Leider wird dort kein Petrus aufgeführt, schon gar nicht an erster Stelle.

Warum sollte Jesus ausgerechnet seinem Jünger Simon Petrus die große Aufgabe, eine weltumspannende Kirche zu gründen, anvertrauen? Schließlich war Johannes Jesus' Lieblingsjünger.

Petrus hingegen beschimpfte er (Mt 16,23) "Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist."

An anderer Stelle erklärte Petrus vollmundig, er sei bereit, für Jesus in den Tod zu gehen. Aber dieser wimmelte ihn kühl ab (Lk 22,34): "Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst."

Später wollte Petrus von Jesus wissen, was mit dem Jünger geschehen sollte, den Jesus angeblich besonders lieb gewonnen hatte (Johannes). Wieder wurde er schroff abgekanzelt (Joh 21,22): "Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?"

Schließlich wollte er wie Jesus auf dem Wasser laufen, machte sich aber nur lächerlich. Viel konnte Jesus von diesem seiner Begleiter also nicht gehalten haben.

Es gibt wenige Begebenheiten, die sich gleich in drei Evangelien wiederholen. Die Zurückweisung Petrus' durch Jesus ist eine davon. Und diesem Menschen soll er das irdische Erbe seines Heilsversprechens überantwortet haben?

(Siehe auch den Link "Warum Jesus keine Kirche gründete")

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©Johannes Maria Lehner
 
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