Frage      Eigenverantwortung vor Bibelmoral
Warum sollte nicht endlich eine Zeit anbrechen, in der Menschen Eigenverantwortung übernehmen? In der sie keinen Halt mehr in einem metaphysischen, über ihnen schwebenden Gottvater suchen, der ihre Not als unumstößliches Schicksal angeordnet hat?

Eine Zeit, in der aktiv und selbstbestimmt mit Problemen umgegangen wird? Das könnte ein Prozess der Weiterentwicklung werden. "Gott und sein Messias sind zu lange ausgeblieben. Der Mensch kann nur noch mit sich selber sprechen", schreibt Rudolf Augstein in seinem Jesusbuch.

Die Probleme der Menschheit gestatten keinen Aufschub mehr in ein Leben nach dem Tod oder in ein himmlisches Reich.

Der Soziologe Eugen Lemberg meint, der Mensch sei allein auf sich angewiesen, dieser Verlassenheit aber heute gewachsen

und brauche deshalb keine Verankerung im Transzendenten mehr.

Es gab und gibt überall helfende Menschen. Krankenschwestern und Notärzte, Altenpfleger und Therapeuten, Hebammen und Chiropraktiker sind auch ohne christliche Triebkraft im Einsatz. Eine solidarische Gesellschaft, soweit sie denn zu verwirklichen ist, ist auch ohne christlichen Druck möglich.

Man fragt sich überhaupt, wo der christlichen Welt noch eine sinnstiftende Kraft innewohnt, angesichts der anstehenden globalen Probleme wie Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung, gerechte Verteilung von Nahrung und Genmanipulation, um nur einige zu nennen.

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©Johannes Maria Lehner
 
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