Frage      König Salomo
Davids Sohn Salomo wurde der zweite große König des angeblich vereinten und mächtigen Reiches der Juden. Sein Name und seine Weisheit sind heute sprichwörtlich.

Angeblich zog Salomo eine Mauer um Jerusalem und baute in der Stadt einen prächtigen Palast für sich selbst. Zu Ehren seines Herrn Jahwe errichtete er außerdem in nur sieben Jahren den berühmten "Tempel Salomos", der mit Gold überzogen und wertvollsten Schätzen ausgestattet wurde.

Bis in die Gegenwart hat aber keine archäologische Grabung Hinweise auf eine solche monumentale Bautätigkeit erbracht. Alles deutet darauf hin, dass Jerusalem auch um das Jahr 1000 v. Chr. nur ein kleines Bergdorf in unwegsamem Gelände war.

Nichts spricht für eine Logistik, wie sie nötig gewesen wäre, um eine Infrastruktur und einen funktio- nierenden Verwaltungsapparat zu unterhalten.

Von Salomos Tempel und seinem gigantischen Palast fehlt also jede Spur . Keine Dokumente und Inschriften berichten davon und Mauerreste suchte man bislang vergeblich.

Wo hätte Salomo seine tausend Frauen unterbringen sollen? (1. Kön 11,3) "Und er hatte siebenhundert Hauptfrauen und dreihundert Nebenfrauen; und seine Frauen verleiteten sein Herz."

Die Bibel behauptet weiter, Salomo hätte jedes Jahr Gold im Wert von 666 Zentnern (1. Kön 10,15) "von allen Königen Arabiens und von den Statthaltern" eingenommen. Aber weder die Schriften jener Könige noch die moderne Geschichtsschreibung wissen etwas davon. Es ist absolut unvorstellbar, dass das kleine Jerusalem Tribut von arabischen Königen hätte eintreiben können.

David und Salomo mögen als Personen der Weltgeschichte existiert haben, mit Gewissheit aber nicht ihre Reiche und Prachtbauten, schon gar nicht in dem beschriebenen Ausmaß. Wenn aber die Dimensionen ihres Königreichs nur Fantasiegebilde sind, könnten doch auch die angeblichen Unterhaltungen mit ihrem Gott erfunden sein!

Der Alttestamentler Ernst Axel Knauf ist überzeugt, dass 800 v. Chr. in Jerusalem ein bescheidenes Jahwe-Heiligtum stand: "Es war aber nur die Palastkapelle eines Stammes- fürsten - nicht größer als eine Dorfkirche." Er stimmt darin mit fast allen Archäologen und Historikern überein. Auch ein vereintes Königreich hat es nach aktuellem Stand der Forschung nie gegeben.

Salomon war bekannt für seine angeblich weisen Sprüche. Leider zeichnen sie sich nicht durch Weisheit, Nächstenliebe und Toleranz aus. Das Gegenteil ist der Fall. Die Armen sollen arm bleiben und die Reichen nicht belästigen. Gefordert wird Respekt vor der gegebenen Ordnung und der Obrigkeit. Der Tenor ist unüberhörbar: Arbeiten, beten und gehorchen!

So heißt es an einer Stelle (Spr 12,1): "Wer Zucht liebt, der wird klug; aber wer Zurechtweisung hasst, der bleibt dumm." Und weiter (Spr 11,22): "Ein schönes Weib ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch die Nase."

Barmherzige und lebensbejahende Worte, die sich die Menschen heute und vermutlich zu allen Zeiten gewünscht hätten, finden sich kaum.

Wohl aber viel Sinn- und Belangloses und nur selten eine schön formulierte, noch heute zitierte Weisheit wie (Spr 16,18) "Hochmut kommt vor dem Fall."

(Siehe auch den Link "Das salominische Urteil")

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©Johannes Maria Lehner
 
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