Frage      Die Bibel und die aktuelle Politik
Wie verhängnisvoll der Glaube an die Bibel als letzte Instanz und Quelle unanfechtbarer Verhaltens- normen noch in unserer modernen Zeit sein kann, zeigt eine Äußerung des unter Reagan amtierenden amerikanischen Innenministers Watson.

Er verweigerte seinerzeit verschärfte Umweltbestimmungen mit dem Argument, dass Christus bald wiederkomme, das Jüngste Gericht bevorstehe und somit die Rohstoffressourcen nur noch für kurze Zeit zur Verfügung stehen müssten.

Auch Ronald Reagan war als eifriger Bibelleser überzeugt, dass das Armageddon der Bibel sich auf seine Amtszeit beziehe. Den Kampf des Guten (Die christlichen Welt) gegen das Böse (Das sowjetische Reich) pries er als Anzeichen der in der Johannesoffenbarung prophezeiten Erfüllung ("Welt am Sonntag" 44, 1983).

Zwanzig Jahre später schickte George W. Bush mit der Bibel in der Hand seine Männer in den Krieg nach Bagdad.

Der Einfluss der Fundamentalisten nimmt in allen Weltreligionen zu und auch unter den Christen ist eine Rückkehr zu einer möglichst wortgetreuen Auffassung der heiligen Schriften zu beobachten. Besonders in den USA richten schätzungsweise sechzig Millionen fundamentalistische Wähler ihr Handeln nach den biblischen Geboten, unterstützt von über zweihundert religiösen Fernseh- und über tausend Radiostationen.

Dort kann man mit Sorge beobachten, mit welch schamloser Demagogie selbst ernannte Evangelisten breiteste Volksmassen gegen "Gottlose" und "Liberale" aggressiv emotionalisieren.

Ein Bild aus naher Vergangenheit: 20.8.1933, Stadion Berlin-Neukölln, Hitler schliesst mit der Kirche das Reichskonkordat ab.

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©Johannes Maria Lehner
 
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