Frage      Jesus Mutter-Sohn-Verhältnis
Mit Jesus' Heranwachsen nahm ein ungewöhnliches Mutter-Sohn-Verhältnis seinen Anfang. Während die katholische Kirche Maria in den höchsten Tönen lobt, rotzte Jesus nur unfreundlich mit ihr herum.

Als die Eltern ihren Jungen nach tagelangem, angstvollem Suchen im Tempel fanden und ihn fragten, warum er nicht nach Hause gekommen sei, gab er nur unfreundlich zur Antwort (Lk 2,49): "Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?"

Ohne ein versöhnliches Gespräch anzubahnen, lässt Lukas die Eltern einfach dumm in der Tempelhalle stehen (Lk 2,50): "Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte." Es scheint, als hätte Gott ein ziemlich einfältiges Elternpaar für seinen Sohn ausgewählt.

Jesus' Verhältnis zu seiner Mutter bleibt durch alle Schriften hindurch mysteriös und er fährt sie auch sonst harsch an. Während einer Feier macht sie sich Sorgen, weil kein Wein mehr da ist. Jesus kümmert das nicht. Er antwortet nur kaltschnäuzig (Joh 2,4): "Was geht's dich an, Frau, was ich tue?"

Entgegen der alten Tradition, seine Eltern zu achten und zu ehren, zieht es Jesus vor, selber geliebt zu werden (Mt 10,37): "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert."

Als Jesus eines schönen Tages vor dem Volk redet, wird ihm gemeldet, seine Mutter und seine Brüder stünden draußen und würden gern mit ihm reden.

Abweisend entgegnet Jesus (Mt 12,48): "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?" Er streckt die Hand über seine Jünger aus und ruft (Mt 12,49): "Das ist meine Mutter, und das sind meine Brüder!"

Seine Abneigung gegen die Mutter steigert sich fast zum Hass, wenn er über die Ehre von Vater und Mutter referiert (Lk 14,26): "Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein."

Bibelinterpreten meinen zwar, das Wort "hassen" habe damals eine andere Bedeutung gehabt und könne als Synonym für "hintenanstellen" verstanden werden. Doch wie man es auch liest, die Evangelien zeigen alles andere als ein warmes und liebevolles Familienverhältnis.

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©Johannes Maria Lehner
 
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